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der gläserne Stuhl, Foto: Nadine Bracht

 

 

Die Glasröhren erzeugen beim Betrachter die Assoziation .. Licht ... Auch der gläserne Stuhl in der Ausstellung ".. bestuhlt- entthront" besteht ganz aus alten, mit Silikon verbundenen Leuchtstoffröhren.
Im Zusammenhang mit dem Motiv des Stuhles fasziniert die kühle Ästhetik des Glases und irritiert zugleich. Wie ein unbesitzbarer Thron steht das Objekt vor uns: kalt und schön, abweisend und zerbrechlich, schroff und glatt, unberührbar und hoheitsvoll, verletzend und verletzlich. Das kalte Neonlicht unseres Zeitalters hat sich bildhaft zu einer Art Thronstuhlverdichtet, der Fetisch und Kultobjekt der industrialisierten Moderne sein könnte. Ein gläsernes Sinnbild für das Verschwinden des göttlichen Lichtes, die Entthronung Gottes und der Götter in unserer Zivilisation . Stattdessen
hat sich der westliche Mensch, der sitzende, .. zivile .. Bürger, ein schwaches und kaltes Surrogat
geschaffen, das künstliche Licht, dem er nunmehr huldigt und verfallen ist. Es ist dies nicht nur ein nüchtern, entzaubertes Gegenbild zum apokalyptischen Thronen Gottes, wie es die Johannesoffenbarung in flammenden Bildern beschreibt, sondern es wirft auch die Frage auf. ob die Künstlichkeil unserer bestuhlten Existenz und die Sackgasse, in die sich der Homosedens mit seinem globalen Herrschaftsanspruch manövriert hat, diese Apokalypse eigentlich erst herauf beschwören. Womit das Bild des allerhöchsten Thrones, das die Vision des Johannes uns enthüllt, und der damit verbundenen, richtenden Macht Gottes, aktueller wäre denn je.

 

Text: Dr. Barbara Regina Renftle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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